Lassen sich die Trainingsprinzipien des olympischen Gewichthebens auch in einer Rehabilitation nach Verletzung integrieren? Wir sagen Ja!
An diesem Sonntag trifft sich das MS Sport Reha Team für eine besondere Fortbildung in Mutterstadt: Gewichtheben mit Nina Schroth. Im Fokus stehen dabei nicht nur die olympischen Disziplinen Reißen und Stoßen sondern auch der mögliche Transfer zur Arbeit mit Patienten.
Die Parallelen vom Training auf Spitzenniveau zum Trainingsprozess im therapeutischen Kontext sind verblüffend und zugleich faszinierend. So steht das pure Krafttraining, das Bewegen von schweren Gewichten, zunächst im Hintergrund und das Erlernen der richtigen Technik im Vordergrund. Schritt für Schritt werden die Fußposition, Körperhaltung und der Bewegungsablauf in Zeitlupe erarbeitet. Erst wenn diese Abläufe sauber und beinahe unbewusst ablaufen erfolgt der nächste Schritt, die Steigerung des Gewichtes.
Und so findet sich das Team an diesem Sonntag beim Kniebeugen mit Holzstäben, beim Ausstoßen in Zeitlupe und beim Ausmessen der Standbreite wieder.
Eine gute Beweglichkeit erlaubt es in günstige biomechanische Ausgangspositionen zu kommen, eine saubere Technik ermöglicht es diese Bewegungsgrade ideal zu nutzen, während die Kraft dann als letztes Puzzleteil die Bewegung initiiert, stabilisiert oder abbremst.
MOBILITÄT > KOORDINATION > KRAFT > SCHNELLIGKEIT
Und in dieser Reihenfolge wird nicht nur im Spitzensport trainiert, sondern auch bei uns in Landau rehabilitiert. Nach einer Verletzung wird zunächst die verletzte Struktur wieder mobilisiert, sodass der natürliche Bewegungsradius im Gelenk wieder möglich ist.
Im nächsten Schritt werden Bewegungsabläufe wieder erlernt und automatisiert. Gezieltes und funktionelles Krafttraining bildet dann den Abschluss der Trainingseinheit.
Krafttraining, egal ob im Spitzensport oder im therapeutischen Kontext ist weit mehr als nur das Bewegen von Gewichten. Es ist das feine Zusammenspiel unterschiedlicher Komponenten die Bewegung ermöglichen.
Die Effekte die man im Körper durch ein gezieltes Krafttraining erreichen kann gehen dabei weit über das Wiederherstellen der Gelenk- und Muskelfunktion hinaus.
Was unsere Muskeln beim Krafttraining im Körper alles in Gang setzen, ist noch gar nicht so lang erforscht. Erst vor 15 Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass Muskeln heilsame Botenstoffe, songenannte Myokine in die Blutbahn aussenden, wenn man sie richtig fordert.
"Wenn wir über diese Botenstoffe, die Myokine, Einfluss auf das Immunsystem kriegen – was wir auch haben und was wir nachweisen können -, dann können wir den Heilungsverlauf nachhaltig beeinflussen" - Prof. Wilhelm Bloch, Mediziner an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Und genau diesen Effekt spürt das Team nach dem dreistündigen Workshop mit Nina Schroth: Gewichtheben ist weit mehr als nur Eisen bewegen und kann, wenn richtig durchgeführt, nahhaltig die Gesundheit und das Wohlbefinden verbessern.
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